Bogenschießen -
Gesundheit für Rücken und Seele
von Andrea Himmelstoß
Rückenprobleme, Nervosität und Stress werden mehr und mehr zu einem Allerweltsproblem. Der aufrechte Gang, schlechte Sitzgewohnheiten und zu wenig Bewegung sind die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen immer höhere Ansprüche in der Arbeitswelt, in der Familie und sogar in der Freizeit. Stress ist längst kein Modebegriff mehr. Mit belastendem Stress haben viele Menschen zu kämpfen, denen es nicht gelingt, einen Ausgleich zu den Ansprüchen des Alltags zu finden.
Bogenschießen liegt im Trend
Es wundert daher nicht, dass auf der Suche nach einer Möglichkeit, etwas für Körper und Seele zu tun, neue Wege gefunden werden. Einer dieser Wege ist das Bogenschießen. Der Bogensport wird zunehmend zum Trendsport - aus gutem Grund, denn beim Bogenschießen werden Körper und Geist in Einklang gebracht. Beim Schießen kann man den Alltagsstress hinter sich lassen und die innere Mitte finden. Auch für Jugendliche ist das ein wichtiger Grund, um das Bogenschießen zu lernen. "So mancher Zappelphilipp lernt beim Bogenschießen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren", sagt Trainer Harald Ritter.
Neue Energie für den Alltag tanken, das ist es, was der Bogensport vor allem zu bieten hat. Und zwar Menschen jeder Altersgruppe. "Fast jeder zwischen acht und 80 Jahren kann das Bogenschießen lernen" sagt Harald Ritter. Er weiß, wovon er spricht, denn er unterrichtet Anfänger nach der Teillehrmethode. Schritt für Schritt lernen die Neulinge bei dieser Methode die richtigen Bewegungsabläufe kennen. "Nach vier Tagen Grundlagentraining sind die Teilnehmer so weit, dass sie die Bewegungsabläufe kennen und in ihrer Gruppe selbstständig weitertrainieren können."
Gut aussehen wollen ist wichtig
Ein wichtiger Anreiz, den Umgang mit Pfeil und Bogen zu erlernen, ist der ästhetische Reiz des Bogenschießens. Es sieht sehr harmonisch aus, wenn der Schütze an der Schusslinie steht und sich sammelt, seinen Bogen spannt und wenn schließlich der Pfeil ins Ziel fliegt. Die Bereitschaft, sich auf diese Harmonie einzulassen, muss der Schütze mitbringen. "Gut aussehen wollen, es gut machen wollen, das ist wichtig", erklärt Harald Ritter. Der Franke spricht damit die Harmonie von Körper und Geist an, ohne die ein guter Schuss nicht möglich ist.
Beim Bogenschießen kommt es nicht vorrangig auf das Treffen an. Im Zentrum stehen vielmehr der Wille und das Vermögen, den Schussablauf immer wieder ganz exakt auszuführen. Ein Schütze, der nur darauf konzentriert ist, die goldene Mitte der Scheibe zu treffen, ist oft zu verkrampft für einen guten Schuss. Konzentriert sich der Schütze jedoch auf die einwandfreie Ausführung des Schusses, stellen sich die Treffer nach einiger Zeit mit ziemlicher Sicherheit wie von selbst ein.
Standfestigkeit
Doch zunächst einmal muss ein angehender Bogenschütze richtig stehen lernen. Damit ist einerseits eine gerade Haltung gemeint, andererseits muss er fest auf dem Boden stehen. Schon das ist nicht nur im übertragenen Sinne für viele eine neue Erfahrung. Festen Boden unter den Füßen zu haben, ist aber ein gutes Gefühl - und auch die Basis für einen guten Schuss. Da der Ablauf eines einzelnen Schusses ziemlich komplex ist, werden die einzelnen Elemente des Schusses immer wieder trainiert.
Nachdem der Schütze seinen Stand eingenommen hat, wird das Gewicht ein wenig nach vorn verlagert. Erst dann wird der Pfeil eingelegt, der Arm, der den Bogen hält wird langsam gehoben, während die andere Hand die Sehne schon ein wenig spannt. Dabei achten die Bogenschützen auf viele Details. So sollten die Schultern nicht hochgezogen werden, weil Schultern und Arme stabile Kraftlinien bilden sollen, um zu gewährleisten, dass die Muskelkraft optimal wirken kann.
Kraftvoller Zug - der Klicker
Während der Schütze mit dem ausgezogenen Bogen das Ziel anvisiert, verstärkt er langsam, aber stetig den kraftvollen Zug aus der Schulter. So lange, bis er spürt, dass er die Position erreicht hat, in der er die Sehne loslassen kann. Damit diese Position konstant ist, nutzen die Schützen ein Hilfsmittel, den so genannten Klicker. Der Klicker ist ein kleines Stäbchen oder Plättchen aus Metall, das zunächst auf dem Pfeil liegt. Beim Spannen der Sehne gleitet der Pfeil unter dem Klicker hindurch, bis dieser schließlich von der Pfeilspitze rutscht und an das Mittelteil des Bogens schlägt. Der Schütze hört ein leises Klicken und weiß, dass er nun den Schuss lösen kann.
Die Technik muss stimmen, damit der Schütze die Kraft für den Schuss aufbringen kann. So ist es denn auch keineswegs nötig, dass die Schüler ihr Training mit gestählten Muskeln antreten. Im Gegenteil, gerade auch Menschen mit gesundheitlichen Problemen haben beim Bogenschießen die Möglichkeit, positive Körpererfahrungen zu sammeln und Erfolgserlebnisse zu genießen. Dadurch fördert der Bogensport auch Selbstbewusstsein und Konzentrationsfähigkeit.
Bogenschießen - 2. Teil »